Verfasst von Stefan am 16th Mai 2009 in
Review

Jeder, der hier regelmäßig vorbeischaut, weiß, dass ich J.J. Abrams' Reboot zu Star Trek von Anfang an skeptisch gegenüberstand. Die Darsteller schienen viel zu jung und mehr nach Daily Soap als nach einer Raumschiffcrew auszusehen (von ihrem Queernessfaktor ganz zu schweigen), zudem schien das Ganze – zumindest laut Trailer – mehr auf Effektraumschlachten ausgelegt zu sein als auf eine ordentliche Sci-Fi-Story. Nichtsdestotrotz habe ich mir den Film natürlich dennoch angesehen, ich wollte mich ja schließlich eines Besseren belehren lassen. Und siehe da, Abrams' Star Trek ist in der Tat deutlich besser als von mir erwartet. Doch von einem richtigen Film im Franchise des Universusm – egal ob nun Reboot, Remake oder wasauchimmer – ist er dennoch Lichtjahre entfernt, so viel will ich gleich voraus schicken. Abrams, der mit Cloverfield und Mission: Impossible III ja durchaus Erfahrung mit dem Blockbusterkino und seinen Spielereien hat, gelingen auch hier wieder großartige Effekte, denn selten zuvor sahen Raumschlachten so gut aus.
Doch Pustekuchen, denn anders als vermutet machen diese einen eher kleinen Teil des Filmes auch, was an und für sich ja nicht schlimm wäre, würde Abrams wenigstens mit einer ordentlichen Geschichte aufwarten. Doch das tut sein Star Trek absolut nicht, denn statt den wirklichen Ursprüngen des Franchise auf die Spur zu kommen, verheddert er das Ganze einmal mehr in einer Zeitreisestory, die uninispirierter und belangloser kaum sein könnte. Und genau hier liegt auch schon das erste große Problem, das von der breiten Masse jedoch so gut wie gar nicht angesprochen wurde. Denn sind wir doch mal ehrlich: hätte man das exakt selbe Handlungsgerüst mit der Crew aus den vorherigen Filmen um Picard und Riker genutzt, wäre der Film bis in alle Ewigkeit verdammt worden. Ein abtrünniger Romulaner, der sich rächen will – klingt für mich irgendwie stark nach Star Trek: Nemesis (und sieht auch so aus). Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass dieses lahme Zeitreisekonstrukt in dutzenden Serienepisoden deutlich besser abgehandelt wurde und es sowieso nur dazu dient, Leonard Nimoy in den Film zu bekommen.
Nur Abrams' Eigenwerbung für sein Softdrink Slusho und sein Kleefeldmonster waren da noch lahmer. Zugegeben, das alles klingt eigentlich ziemlich vernichtend; warum hat mir der Film aber dennoch zugesagt? Nun, zum einen ist es klar das Gefühl, das mit einem solchen Film verbunden ist. Ich würde mich durchaus als Trekkie bezeichnen, gab es doch eine Zeit, in der Star Trek für mich das Größte war (eine Uniform hatte ich jedoch nie, leider). Natürlich freut man sich da ziemlich, wenn das Franchise wiederbelebt wird und in aller Munde ist (und ferner auch ein breite(re)s Publikum anspricht). Des Weiteren schafft es Abrams des Öfteren auch so etwas wie Atmosphäre aufkommen zu lassen, ja, beispielsweise gleich im Vorspann oder in diversen Szenen auf der Brücke. Sobald das Signal des Roten Alarms ertönt und alle ihre Stationen bemannen, ist man einfach wieder 'drin', drin im Fieber. Da tendiert man dann auch dazu, solch eine blasse Figur wie Eric Banas Nero (ein Witz war das, aber was für einer) zu vergessen – zumindest bis zu seinem nächsten (kurzen) Auftritt.
Vielleicht gibt es doch so etwas wie Filme, bei denen man nicht zu viel nachdenken sollte und sich einfach dem Geschehen auf der Leinwand hingeben sollte. Wenn ja, dann ist Star Trek ein astreiner Vertreter dafür, denn je länger ich über den Film nachdenke, desto weniger gefällt er mir eigentlich. So schlug die Zufriedenheit direkt nach dem Besuch schnell in Wehmut um, denn nach kurzer Reflektion des Gesehenen, kamen sofort einige negative Aspekte auf. Was sollte beispielsweise die Szene mit dem jungen Kirk, der mit Oldtimer und Beastie-Boys-Musik nur knapp seinem Tode entkommt. Toll, jetzt wissen wir, was für ein harter Kerl James Tiberius Kirk (Chris Pine) doch ist. Halt, nein, erst noch ein Barkampf und ein Apfel während des Kobayashi-Maru-Test, dann ist er endlich der hartgesottene Mann, den der Kommandosessel der Enterprise braucht. Sowieso ist diese Wandlung, die sich bei Kirk vollzieht ein Witz und wird zudem noch viel zu schnell abgespult.
Eines muss ich dem Film aber dennoch lassen, nämlich seine Jungdarsteller (auch wenn keiner von ihnen an den charismatischen Bruce Greenwood herankommt). Diese agieren deutlich besser als erwartet und es würde mich nicht wundern, wenn der ein oder andere von ihnen in Zukunft öfter auf der Leinwand zu sehen wäre (so etwas macht sie nur noch sympathischer). Insgesamt ist J.J. Abrams Star Trek der erwartete Blockbuster für die breite Masse, die mit dem Franchise bisher vielleicht überhaupt nichts am Hut hatten. Und immerhin hat solch ein Film ja auch den Vorteil, dass er auf das 'richtige' Franchise aufmerksam macht, das, so zeigt Abrams' Film ebenfalls, wohl unerreicht bleibt. Ach ja, vielleicht sei noch gesagt, dass mich die überall angeführten lense flares so gut wie nicht störten, da ich sie als nicht gerade sehr penetrant ansah. (6.5/10)
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