Verfasst von Stefan am 21st Oktober 2010 in
Review

Dass sich über Geschmack vortrefflich streiten lässt, das merkt man wohl am deutlichsten bei der Kunst. Vor allem mit der Performance-Kunst konnte ich, der immerhin das Kunstprofil am Gymnasium wählte, nie so richtig etwas anfangen. Zu einem Großteil ist das für mich nach wie vor nichts anderes als prätentiöses Gehabe. Exit Through the Gift Shop, der erste Film des britischen Streetart-Künstlers Banksy, geht in etwa dieser Frage nach: was bedeutet Moderne Kunst und was taugt diese überhaupt? Wer sind die Künstler hinter den Werken – egal ob Streetart, Performance-Kunst oder schlichtweg Farbe auf Leinwand? Dreht sich die Doku anfangs noch über Banksy und seine Nach- und Vorfahren selbst, vollzieht sich in der Mitte des Filmes ein Wandel: Banksy wird zum Mann hinter der Kamera und macht uns mit Thierry Guettas Werk bekannt. Ein Werk, das mindestens so langweilig, monoton und prätentiös wirkt wie sein Künstler selbst. Natürlich gelingt es Banksy hier durchaus Thierry und dessen Kunstbegriff auf den Arm zu nehmen – sowie auch den gesamten Kunstbetrieb ad absurdum zu führen -, aber dennoch bietet er Guetta eine viel zu große Projektionsfläche für dessen leere Thesen und Arroganz, die einen nicht selten vor Wut rot anlaufen lassen.
Was als subversiver, teils politischer Protest auf den Straßen Londons und der USA begann, wird von Guetta erst begeistert eingefangen, um etwas später dann durch den Dreck gezogen zu werden. Natürlich ist es wahr, dass in jedem ein gewisser Künstler steckt, auch das macht Exit Through the Gift Shop deutlich, aber es macht dann eben doch einen signifikanten Unterschied, ob ich diese Kunst als Statement verstehe oder als Plattform um mich zu inszenieren und Kohle zu scheffeln. Letzteres überkommt Guetta sukzessiv, zum Glück ist die Kamera aber stets dabei, um dieses bisweilen fast schon surreal anmutende Szenario einzufangen. Exit Through the Gift Shop ist ein Spiegel seiner selbst, ein Kunstwerk über die Kunst quasi, eine Mise-en-abyme. Es ist letztlich der Titel, der alles verrät: Guettas Kunst ist nichts anderes als all der unnütze Müll, den man auch im Geschenkladen oder Souvenirshop um die Ecke bekommt. (6.5/10)
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