Verfasst von Stefan am 26th Mai 2008 in
Review
Sex and the City: The Movie
(Michael Patrick King, USA 2008)
Kino
John Campea, Chefredakteur von The Movie Blog, brachte es bereits vor einigen Wochen auf den Punkt: Sex and the City: The Movie wird viel, sogar sehr viel Geld einnehmen. Warum? "Every single human being with a vagina will see this movie. And every male human being will also see this movie if it wants access to this vagina afterwards." Um ehrlich zu sein, würde mir auch kein anderer Grund einfallen, warum sich Vertreter meines Geschlechts das Ganze antun sollten. Welcher Mann will schon eine Frau, die nur Schuhe, Kleidung und ihr Make-up im Kopf hat? Vom Drang viel Geld ganz schnell auszugeben ganz zu schweigen… Aber Film hat ja sowieso nur recht selten viel mit der Realität gemeinsam, wie auch schon die Serienvorlage, sodass ich noch nachvollziehen könnte, warum sich das jemand antut. Kino war immer auch schon als Flucht vor der Realität gedacht, eine Traumwelt, die ein Pendant zur realen, meist unschönen, Welt liefert. So weit so gut, diese Aschenputtelwelt will ich dem anderen Geschlecht ja auch gönnen, nur kann man solch einer Geschichte überhaupt verfallen, die jeden 99-Cent-Groschenroman um Welten unterbietet?
Auch wenn Kollege Vega mir steckte, dass der Film in erster Linie ein Zugeständnis an den großen Hunger der Fans nach der Serie sei, so versagt der Film dennoch auf ganzer Linie. Die Protagonistinnen spielt jeder Gartenzaun an die Wand, die Narration könnte nervtötender und kitschiger nicht sein und auch in Sachen Musikauswahl beweist Michael Patrick King bis auf das Hauptthema kein glückliches Händchen. Richtig zu spüren bekommt man das alles im Vorspann, der mit großem Abstand zu den anstrengendsten gehört, denen ich je beigewohnt habe. In diesen drei Minuten wird nicht nur das Hauptthema verschandelt (Fergie sei Dank), sondern den Fans und Einsteigern wie mir noch einmal alles erzählt, was da so in den letzten Staffeln von statten ging. Blöd nur, dass es so schnell und so leise runtergerattert wird, dass man außer Ohrenschmerzen nichts davon mitnimmt. Das macht ja aber auch nichts, denn die Geschichte ist ab einem gewissen Zeitpunkt sowieso so vorhersehbar, dass man es schon mit der Angst zu tun bekommt, bedenkt man, dass die ganze Schuh- und Handtaschenfolter stolze 140 Minuten, also ganze sieben Episoden (!), lang ist. Es würde mich also nicht wundern, würde dem Film das gleiche Schicksal zu teil, wie einst Paul Verhoevens Showgirls: Der wurde nämlich zum kultigen Schwulenfilm befördert/degradiert.
Und das nicht nur, weil man(n) nach dem Film nahezu jeden Geschmack auf das weibliche Geschlecht verliert, sondern auch, weil Samantha, Carrie und Co. im Prinzip ja nichts anderes sind als: "(…) vier schwule Männer (…), die mit ihrem Sexleben und Alter nicht zurechtkommen. Und dass die vier Damen das genauso spielen, wie die ausnahmslos schwulen Autoren es ihnen vormachen." (Mr. Vincent Vega) Es gibt einfach nicht von der Hand zu weisende Unterschiede zwischen Männern und Frauen, und dazu gehört eben auch Sex and the City. Vielleicht bin ich ja aber auch nur ein Frauen-nicht-Versteher, der sich in seiner Homophobie, die ihm immer wieder unterstellt wird, dadurch einmal mehr bestätigt fühlt… Die Antwort darauf kennt wohl nur die Märchenfee, die auch im Film ihr Unwesen treibt. (2/10)
Tags cynthia nixon, kim cattrall, kristin davis, michael patrick king, sarah jessica parker, sex and the city: the movie